so klappt es mit der Kita-eingewöhnung

Unser Kind vollendet das 1., 2. oder 3. Lebensjahr und ist bereit für die Kita. Tja das eine mehr, das andere weniger, nicht wahr? Mit der Kita-Eingewöhnung beginnt für Mutter und Kind ein neuer Lebensabschnitt. Wahrscheinlich begrüßen wir die Zeit mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge. Die Freude darüber, dass Mama endlich wieder ein Stückchen Freiheit ohne Kind genießen kann. Zur Arbeit geht, etwas für sich macht oder einfach den Haushalt schmeißt. Vielleicht hat Mama jetzt aber auch mehr Zeit für Kind Nr. 2 oder 3. So entlastend und befreiend das auch sein mag, so schmerzhaft kann es aber auch sein. Denn es ist ein Abschied von unserem kleinen wohl behüteten Schatz, der nun mehrere Stunden fremd betreut wird. Unser kleiner Schatz, der bisher auf Mama angewiesen war und noch nie so lange ohne uns war - und zwar täglich! Das ist oft für uns Mütter schwerer zu verkraften, als für unser Kind.



Wie kann ich MICH ALS MUTTER auf die Kita-Zeit vorbereiten?
Für das Kind heißt es Kita-Eingewöhnung. Für die Mama erfinde ich ein neues Wort: „Loslassenvomkind“ oder „Michselberwiederfinden“. Egal wann und unter welchen Umständen Dein Kind in die Kita kommt, es braucht eine innere Bereitschaft, die von uns Müttern ausgeht. Das heißt, Du solltest frei von

  1. schlechtem Gewissen
  2. Schuldgefühlen
  3. oder Druck

sein. Denn spätestens zur Eingewöhnungszeit bekommen wir für diese belastenden und meist unterdrückten Gefühle die Quittung:

Das Kind will nicht so wie wir uns das vorgestellt haben. Deshalb ist es wichtig diesen Gefühlen erstmal Raum zu geben, zu uns zurückzuholen und uns darüber im Klaren zu werden. Denn unsere unterdrückten und nicht verarbeiteten Gefühle werden über unsere

Kinder gespiegelt - heißt ausgelebt.

 


Wie kann ich MEIN KIND auf die Kita-Zeit vorbereiten?
In erster Linie ist es wichtig Dein Kind mental darauf vorzubereiten und zwar egal in welchem Alter Dein Kind in die Kita kommt. Das heißt, sprechen, sprechen, sprechen. Das 1-jährige Kind kann sich zwar noch nicht richtig artikulieren, aber trotzdem genauso gut verstehen wie das 3-jährige Kind. Erzähl Deinem Kind vom Kindergarten, dass es bald soweit ist, viele Kinder da sind und mit ihm spielen werden. Am besten so detailliert und schillernd wie möglich. Dem 2 bis 3-jährigen Kind kannst Du ein Buch vorlesen wie „Conny kommt in den Kindergarten“. Teile Deinem Kind auch gerne mit, dass Mama z. B. in der Zeit arbeiten gehen wird und - ganz wichtig - nach der Arbeit wieder abholt. Ich empfehle 2 Wochen vor Kindergarteneingewöhnung damit zu beginnen. Vor allem zu erklären, dass Mama/Papa so lange bleibt wie es das braucht und ihr viel Zeit habt. Die letzten zwei Tage bzw. Abende vor Kindergartenbeginn nochmal intensiv darauf vorbereiten. Noch einmal/zweimal Schlafen dann ist es soweit, dann bist Du ein Krippen- oder Kindergartenkind.

 

 
Bindung und Trennungsangst
Eine mentale Vorbereitung dient dem Zweck, dass unser Kind weiß, was es erwartet. Natürlich ist unserem Kind zu dem Zeitpunkt noch nicht bewußt, was es nun heißt jeden Tag in den Kindergarten zu gehen. Aber es weiß, was jetzt kommt und ist besser darauf eingestellt. Es erlebt im besten Sinne zum einen keine bösen Überraschungen und zum anderen wird es kooperativ mitmachen.
Falls die Trennungsangst trotzdem aufploppt, erinnere Dein Kind daran, indem Du immer wieder wiederholst, dass Mama/Papa z.B. um 13 Uhr zum Abholen kommt. Trennungsangst hat etwas mit sicherer Bindung zu tun. Aus der Entwicklungspsychologie und Bindungsforschung weiß man heute: Kinder benötigen emotionale Sicherheit und eine Vertrautheit mit ihren Bezugspersonen - dafür ist meines Erachtens die Eingewöhnungszeit da. Der neue Lebensabschnitt stellt für unser Kind einen Übergang von der Familie zu außerfamiliären Betreuung dar. Neue Bezugspersonen treten in das Alltagsleben des Kindes, die natürlich erstmal fremd sind. Damit verbunden kommt es zur Trennung von engen Bezugspersonen wie Eltern und eventuell Geschwister. Jedes Kind erlebt diese Trennung anders, abhängig von seiner ursprünglichen Bindung zu seinen Eltern. Je sicherer die Basis, desto leichter das Loslösen.

Die Bindungsfähikgeit eines Kindes beginnt schon vorgeburtlich im Bauch der Mutter. Am Besten sprichst Du während Deiner Schwangerschaft regelmäßig mit Deinem Baby und baust so eine liebevolle Beziehung auf. Bereitest es auf die Geburt vor und zeigst ihm wie sehr Du es liebst und Dich darauf freust endlich Dein Baby in den Armen zu halten. Das wäre zumindest schon mal eine gute Basis für den Beginn von Bindung zwischen Mutter & Kind. Im Geburtsprozess kommt es jedoch häufig zur Störung dieser Bindung, vor allem bei Erstgebärenden. Der Schmerz und die Angst ist meist so überwältigend, dass der Kontakt zum Kind - aber vor allem zu sich selbst - nicht mehr gehalten werden kann. Man steigt regelrecht aus. In diesem Falle spricht man von einem Bindungstrauma bei Mutter & Kind. Sollte es dazu gekommen sein, empfehle ich dringend nach der Geburt damit zu arbeiten, um die Bindung wieder aufzubauen und zu stärken. Ein nicht aufgelöstes Bindungstrauma zieht sich durchs ganze Leben. Angefangen von der Kita-Eingewöhnung, über Schulbeginn, Ortswechsel, Beziehung, Trennung, bis hin zum Job, usw.



wie lange dauert eine kita-eingewöhnung?

Meine persönliche Erfahrung:
Da gibt es Modelle von angefangen 3 Tagen über 4 Wochen bis zu 3 Monaten. Es kann Dir passieren, wie mir zum Beispiel, dass Dein Kind nach 3 Tagen durch ist und sich ohne Probleme löst, verabschiedet und sich am nächsten Tag wieder freut. Ich war selbst erstaunt, auf der einen Seite stolz und auf der anderen Seite äußerst skeptisch. Dazu müsst Ihr wissen, ich war mit meinem Kind 3 Jahre zu Hause in Elternzeit - was nichts und alles bedeuteten kann.

Aber nun zur ersten Überraschung: Nach zwei Wochen kam der Einbruch, mein Sohn klammerte aufeinmal, er weinte und wollte wieder mit nach Hause. Morgens hat er alles getan, um nicht in den Kindergarten gehen zu müssen. Er protestierte richtig. Mein Zureden, mein geduldigsein - nichts hat gefruchtet. Ich war sehr frustriert damals, war gerade dabei meine Selbständigkeit aufzubauen und hatte alle Hände voll zu tun. Vor Kindergartenbeginn hatte ich mir selbst 5 Regeln aufgestellt:

  • Regel Nr. 1: Ich lasse kein weinendes Kind zurück.
  • Regel Nr. 2: Keine Erzieherin reißt mir das Kind aus den Armen.
  • Regel Nr. 3: Ich setze mein Kind nicht unter Druck.
  • Regel Nr. 4: Ich manipuliere mein Kind nicht, indem ich irgendwelche Versprechungen mache.
  • Regel Nr. 5: Ich hinterfrage mich, was ist eigentlich mein Problem??

Regel Nr. 5 führte mich zu der Erkenntnis, dass mit dem Aufbau meiner Selbständigkeit mein Baby geboren werden wollte und natürlich mit Angst und Unsicherheit verbunden war. Das war für meinen Sohn spürbar, aber kognitiv verständlicherweise nicht fassbar. Also habe ich mit ihm geredet, ihm erklärt was ich vorhabe und wie wichtig es mir ist. Ich habe ihm wirklich detailliert erklärt, warum, wieso, weshalb. Aber das wichtigste, dass er mein geliebtes Kind bleibt, wir trotzdem genug Zeit miteinander haben und ihn jeden Tag um 14 Uhr wieder abhole. Ab dem Zeitpunkt wurde es Tag um Tag besser, er hat mitgemacht und hat den Erzieherinnen erzählt, was die Mama jetzt macht. :)

Die zweite Überraschung folgte nach 2 Monaten: Mein Kind war ständig krank. Alle zwei Wochen mind. eine Woche zu Hause und das wiederum über 2 Monate hinweg. Er hat im Winter alle Viren nach Hause gebracht, die es im Kindergarten zu finden gab. Wir haben immer wieder von neuem anfangen müssen, er hatte wieder wenig Motivation und streubte sich schon am Morgen. „Ich will nicht in den Kindergarten!“


Ihr seht, das war eine große Herausforderung für mich. ;) Und wieder habe ich mich hinterfragt und wieder habe ich analysiert. Meine Selbständigkeit lief nicht so wie ich mir das vorgestellt hatte, war frustriert und demotiviert. Genau das hat er mir gespiegelt: Mama will nicht - Kind will nicht. So verrückt das klingt, aber mein Kind gab mir eine Berechtigung nicht auf die Füße zu kommen. Schließlich musste ich mich um ihn kümmern, wenn er krank ist und ich habe keine Zeit meine Existenz weiterauszubauen. Die Frage war, wer will tatsächlich nicht in den Kindergarten? Mama oder Kind? Das war wirklich tricky und nicht ohne. Beide haben sich bedingt und erfüllten einen Zweck. Diese Erkenntnis war bitter, wirklich bitter - aber notwendig. Nach der Genesung bat ich um einen ganzen Hospitationstag mit Kind im Kindergarten. Wir sind morgens zusammen hin und nachmittags zusammen nach Hause. Meine Erkenntnis gepaart mit diesem Tag hat mein Kind im Kindergarten verändert. Die Erzieherinnen sagen heute noch, seitdem Du einen Tag mit ihm im Kindergarten verbracht hat, ist er ganz anders.

Mein Kind ist inzwischen im 2. Kindergartenjahr - nach dieser Erfahrung und unzähligen anderen Beispielen bin ich zu der Meinung gekommen, dass eine Eingewöhnung genau 1 Jahr dauert. Ein Kind braucht 1 Jahr,

  • um wirklich in der Gruppe anzukommen
    Vertrauen & Bindung zu seinen neuen Bezugspersonen aufzubauen und
  • zu realisieren, dass dies sein neuer Lebensabschnitt ist. 

Das heißt natürlich nicht, dass wir unser Kind 1 Jahr in den Kindergarten eingewöhnen. Nein, das heißt lediglich, dass der Prozess im Kind so lange dauert.

 

Woran erkenne ich, dass mein Kind in der Kita angekommen ist?

  • Dein Kind sucht und findet Trost bei der Erzieherin
  • Ein Gefühl der Zugehörigkeit zu seiner Gruppe stellt sich ein
  • Dein Kind hat ein stabiles Beziehungsnetz in seiner Kita entwickelt - das heißt, auch wenn seine Haupt-Bezugsperson, wegen Krankheit ausfällt, fühlt es in der Kita und mit den anderen Erzieherinnen sicher und vertraut.

Veränderungen und Umbrüche erfordern von beiden Seiten Zeit und Geduld. Kinder entwickeln vielleicht hier zum ersten Mal ihre ersten Bewältigungsstrategien, die später Auswirkungen im Erwachsenenalter haben. Je sensibler und feinfühliger damit umgegangen wird, desto selbstsicherer wird Dein Kind heranwachsen und mit neuen Lebensabschnitten umgehen können. Kleiner Tipp, ein Übergangsobjekt,

z. B. ein Stofftier oder ein Talisman der Mutter kann für die Eingewöhnungszeit hilfreich sein.


Kita-eingewöhnung Tipp

Plädoyer:
Ich kann Eltern nur raten, setzt Euch nicht unter Druck und lasst Euch Zeit. Egal wie schnell das Kind von der Freundin sich eingelebt hat oder das Nachbarskind. Hört auf, Euch und Euer Kind mit Hinz und Kunz zu vergleichen, geschweige denn mithalten zu wollen. Seid stolz auf Euer Kind, egal wie lange es braucht. Wenn Ihr Euch selbst erstmal den Druck rausnehmt, wird Euer Kind nicht unter Druck gesetzt und alles läuft wie am Schnürchen. Hört auf zu Jammern oder Euch für Euer Kind zu schämen, weil es doch so lange braucht. Sondern hinterfragt Euch selbst und löst den Knoten in Euch. Ich unterstütze Euch gern dabei ;)

EINSATZORTE:

Tegernsee, Holzkirchen, Miesbach, Penzberg, Bad Tölz und Umgebung. Gesamter Landkreis Miesbach und Landkreis Bad Tölz/Wolfratshausen, München und Umgebung.

Ich biete meine Leistungen und Beratungen auch telefonisch und per Skype an.